WHV Verbandstag 2008

Bericht zum Verbandstag 2008

Schiedsrichterausschuss

 

(1) Struktur des SRA/Nachwuchslehrstab

Der Verbandstag 2007 wählte mich zum Nachfolger von Ute Conen. Für den Verbandsschiedsrichterausschuss berief ich Jan Hamann (Ansetzungen), Claudia Pape (Bezirkskoordination und Koordination Lehrstab), Thomas Menke (stv. Jugendschiedsrichterreferent) und Michael v. Ameln (Ausbildungsleiter und strategische Entwicklung). Benjamin Göntgen wurde als mein Nachfolger zum Jugendschiedsrichterreferenten zunächst durch den Verbandsjugendausschuss kommissarisch ernannt, ehe er nun im Februar 2008 durch den Verbandsjugendtag gewählt wurde. Der Verbandsausschuss bestätigte die Berufung der Mitglieder des Verbandsschiedsrichterausschusses.

Um den qualitativen Ansprüchen unserer Schiedsrichterausbildung gerecht zu werden, wurde in den vergangenen Jahren ein Nachwuchslehrstab aufgebaut, der mittlerweile über 18 Referenten verfügt, die jeweils in den Bezirken unter der Leitung des SRA die Ausbildung vornehmen. Dieser Ausbilderlehrstab trifft sich mindestens einmal im Jahr für eine zweitägige Klausurtagung, bei der aktuelle Ausbildungsrichtlinien und -methoden besprochen sowie gemeinsam erarbeitet werden. Für die Zukunft ist es geplant, hier unsere Vereine stärker einzubinden, indem zu diesen Ausbilderlehrgängen auch Vereinsvertreter eingeladen werden sollen, die die Schiedsrichterakquise und -ausbildung in ihren Vereinen vorantreiben sollen.


(2) Ansetzungen

In den vergangenen zwölf Monaten (Rückrunde Feld 2006/2007, Hinrunde Feld 2007/2008 sowie Halle 2007/2008) wurden 448 Spiele im Bereich der Regionalligen (Herren/Damen) und Oberligen (Herren) namentlich mit neutralen Schiedsrichtern angesetzt. Hierbei war eine Antrittsquote von 99,3% (Feld), bzw. 100% (Halle) zu verzeichnen.

Im Bereich der vereinsneutralen Schiedsrichteransetzungen sah es weniger positiv aus, traten insgesamt doch nur 86,3% (Halle 2006/2007, die aktuellen Daten sind noch nicht ausgewertet), bzw. 85,5% (Feld) aller angesetzten Vereine zu den jeweils 336 Spielen pro Saison an. Die Tatsache, dass die Staffelleiter Strafen in Höhe von € 3.965,- (Halle), bzw. € 4.610,- (Feld) wegen Nichtantreten von Schiedsrichter aussprechen mussten, zeigt, dass hier noch Optimierungsmöglichkeiten seitens der angesetzten Vereine bestehen.

Am beeindruckendsten war jedoch die Entwicklung der Schiedsrichteransetzungen im Jugendbereich. Waren es in der Feldsaison 2006 noch 72 Spiele, die namentlich angesetzt wurden, erhöhte sich diese Anzahl in der Feldsaison 2007 aufgrund des neuen Spielsystems und der Tatsache, dass auch Vorrundenspiele mit neutralen Schiedsrichtern angesetzt wurden, auf insgesamt 241 Spiele (eine knapp 340%ige Steigerung!) bei einer Antrittsquote von 99,9%. In der zurückliegenden Hallensaison wurden insgesamt 90 Spiele namentlich mit neutralen Schiedsrichtern angesetzt (100% Antrittsquote).

Summa summarum wurden damit in den vergangenen zwölf Monaten gut 2.900 Schiedsrichteransetzungen durch den SRA vorgenommen, wovon knapp 1.600 Ansetzungen alleine auf den namentlichen Bereich entfielen.


(3) Ausbildung

In den vergangenen zwölf Monaten wurden durch den SRA und den Nachwuchslehrstab insgesamt sieben praktische Lehrgänge durchgeführt (davon einen in Zusammenarbeit mit dem Bezirk Westfalen), bei denen 89 Schiedsrichter aus- und fortgebildet werden konnten.

Des Weiteren fand ein Ausbilderlehrgang für den Nachwuchslehrstab sowie potenzielle Schiedsrichterausbilder statt.

Im Bereich der Theorieschulungen wurden auf Bezirksebene 38 D-Lizenz-Lehrgänge angeboten, an denen insgesamt 923 Interessenten teilnahmen. Weiterhin fanden sechs regionale Theorieschulungen für Nachwuchsschiedsrichter statt (jeweils vier Termine mit 96 Teilnehmern). Im Erwachsenenbereich entwickelte der SRA einen Weg für Quereinsteiger: Im Wesentlichen gewinnen wir unsere Schiedsrichter für die Spiele der Erwachsenen durch Ausbildung jugendlicher Schiedsrichter, die sich in der Folge dann für Spiele im Erwachsenenbereich qualifizieren. Ziel war es, gezielt auf ältere Interessenten zuzugehen, die durch eine intensive Theorieschulung und spätere praktische Schulung direkt für die Spiele der Erwachsenen qualifiziert werden. In 2007 wurden 2 Theorieschulungen zum Erwerb der C-Lizenz angeboten (insgesamt 23 Teilnehmer). Die nächste Schulung haben wir bereits ausgeschrieben.


(4) Schiedsrichterkader

Aktuell umfasst der Schiedsrichterkader 1.869 D-Lizenz-Inhaber (der große Sprung im Vergleich zu Anfang Januar liegt darin begründet, dass viele Lizenzen, die zum 31.03. ausliefen, nicht verlängert wurden), 85 Erwachsenen-Schiedsrichter (davon 31 Bundesliga- und 7 DHB-Nachwuchs-Schiedsrichter), sowie 79 Jugendschiedsrichter.

Mittelfristiges Ziel sollte sein, den Erwachsenenkader auf ca. 90 Schiedsrichter und den Jugendkader auf 120 Schiedsrichter auszubauen, um den Ansetzungskriterien „Qualität vor Quantität“ auch gerecht werden zu können.

Der Schiedsrichterausschuss hatte Anfang des Jahres 2006 das Ziel formuliert, die Oberliga Damen als Einstiegsklasse namentlich mit Lizenzschiedsrichter anzusetzen. Auf Grund der Änderung des Spielsystems in der Jugend, wurde dieses Ziel zunächst verschoben. Die Dreigliedrigkeit der Jugendspielklassen und die – noch nicht final erreichte – Leistungsdichte in den Jugend-Regionalligen stellten eine wesentlich bessere Entwicklungsstufe dar. So war diese Reform des Spielsystems nicht nur eine Verbesserung für die jugendlichen Spieler, sondern auch ein Fortschritt für die Schiedsrichterentwicklung. Jugendliche Schiedsrichter können deutlich mehr Spiele über einen längeren Zeitraum leiten und sammeln so wesentlich mehr Erfahrungen und das Interesse an der Schiedsrichtertätigkeit wird optimiert. Ziel des SRA ist es, die Zahl der ausgebildeten Jugendschiedsrichter weiter auszubauen und diese auch besser zu qualifizieren. Es ist festzustellen, dass die Vereine auch in der Oberliga Jugend qualifiziertere Schiedsrichter einsetzen. Die hiermit verbundene Qualitätssteigerung des Spiels wird den jugendlichen Spielern zu Gute kommen.

Probleme bereiten einerseits die Rahmenterminplanung. Die Festlegung des Sonntags als „Hauptspieltag“ im Erwachsenenbereich reduziert die zur Verfügung stehenden Schiedsrichter. Dadurch bedingt, ist es nicht immer möglich, die besten Schiedsrichter für ein Spiel anzusetzen. Zu berücksichtigen ist dabei auch, dass wir mittlerweile den Löwenanteil der DHB-Schiedsrichter stellen und somit jedes Wochenende zahlreiche Schiedsrichter unseres Verbandes höherklassige Aufgaben wahrnehmen. Wir kommen jedoch lediglich unseren Verpflichtungen nach, da wir so gerade die Mindestzahl an Schiedsrichtern im DHB stellen.

Ein weiteres Problem ist der sich verschlechternde Umgang auf den Spielfeldern im Erwachsenen- und im Jugendbereich. Oftmals ist Regelunkenntnis bei Trainern, Betreuern und Eltern festzustellen. Insbesondere im Jugendbereich führt dies bei den gerade gewonnenen Schiedsrichtern zu einem Motivationsverlust. Hier ist in Zukunft deutlich gegenzusteuern. Möglich sind neben der konsequenten Ahndung entsprechender Verstöße durch die Zuständigen Ausschüsse mehr Schulungen in den Vereinen.

Zu Verbesserung der Kommunikation innerhalb des Schiedsrichterkaders und zu den Vereinen wurde die Internetpräsenz deutlich ausgebaut. Des Weiteren wurde durch die Wiedereinführung der „mit Pfiff“ die Identifikation innerhalb des Schiedsrichterkaders erhöht. Viele Vereine begrüßten die somit auch für Außenstehende geschaffene Öffnung der Schiedsrichter und den Einblick in die internen Strukturen. Die somit erhöhte Transparenz ermöglicht eine Verbesserung des Schiedsrichterbildes und eine Akzeptanz der Schiedsrichter bei vielen Vereinen.


(5) Inter-/nationale Leistungen von WHV-Schiedsrichtern

In den vergangenen zwölf Monaten wurden zahlreiche West-Schiedsrichter zu internationalen wie nationalen Großereignissen nominiert.

International wurden Ute Conen und Christian Blasch bereits frühzeitig zu den Olympischen Spielen 2008 in Peking nominiert. Christiane Hippler wurde neben dem Europacup der Landesmeister in Baku zur Europameisterschaft in Manchester berufen. Eine Nominierung zur Champions Trophy 2008 in Mönchengladbach erhielt sie bereits im vergangenen Jahr. Michael von Ameln wurde zum Europacup der Landesmeister in Lille, sowie zum 5-Nationen-Turnier in Potchefstroom (Südafrika) nominiert. Marc Knülle wurde für Frankreich zur Europameisterschaft in Manchester, sowie bereits jetzt schon zum Olympic Qualifier in Chile berufen. Sandra Wagner wurde zu zwei 4-Nationen-Turnieren der Jugend nominiert, ebenso wie Benjamin Göntgen.

National wurden folgende Schiedsrichter zu Deutschen Meisterschaften nominiert: Christiane Hippler (Feld: Damen, Halle: Damen), Ute Conen (Feld: Damen, Halle: Damen), Christian Blasch (Feld: Herren, Halle: Herren), Michael von Ameln (Feld: Herren, Halle: Herren), Sandra Wagner (Feld: WJA, Halle: WJB), Gabriele Schmitz (Feld: WJA), Gregor Küpper (Feld: WJB, Halle: WJB), Frank Günnewicht (Feld: WJB), Benjamin Göntgen (Feld: MJA), Robert Drost (Feld: MJB, Halle: MJB), Bastian Karlshaus (Feld: MJB, Halle: MJB), Daniel Lindemann (Feld: MÄ A, Halle: WJB), Wolfram von Nordeck (Feld: KN A, Halle: WJA), Christoph Matheja (Halle: WJA), Heike Holthausen (Feld: WJA), Thomas Menke (Halle: MJA), Tobias Busse (Halle: MJA), Martin Schollmayer (Halle: MJA) und Markus Bertram (Halle: KN A).

Die Kommission für Schiedsrichter- und Regelfragen des DHB hat einen Schiedsrichterentwicklungsplan 2007 – 2012 erarbeitet und vorgestellt. Dieser sieht unter anderem die Einführung einer Ausbildungsumlage im Bereich der Bundesliga vor. Dieses System ist aus unserer Sicht zu begrüßen: Die Bundesligavereine beteiligen sich zur Zeit nicht unmittelbar an der Qualifikation der Bundesligaschiedsrichter. Teilweise stehen die Bundesligavereine sogar auf dem Standpunkt, dass dies die Pflicht der Nicht-Bundesligavereine sei.
Der Schiedsrichterausschuss begrüßt diesen Schiedsrichterentwicklungsplan und insbesondere die Einführung einer Ausbildungsumlage. Die Vereine unseres Verbandes sind mittlerweile nach Einführung entsprechender Reform seit 1997 sehr gut aufgestellt. Allerdings leistet der WHV zur Zeit deutlich mehr als andere Verbände und wird somit auch stärker belastet, da er überproportional mehr Schiedsrichter an den DHB abgibt, die dann naturgemäß im Verband nur noch sehr eingeschränkt zur Verfügung stehen. Diese Ausbildungsumlage wird dazu führen, dass insgesamt mehr in der Schiedsrichterarbeit geleistet wird und die Schiedsrichter unseres Verbandes nicht mehr derart stark belastet werden. Dadurch können höherqualifizierte Schiedsrichter verstärkt im Verband eingesetzt werden.
Daher bitten wir unsere Vereine, sich für die Einführung dieser Reformideen auch im DHB einzusetzen. Im Wesentlichen stellen die Reformschritte im DHB-Schiedsrichterwesen eine Fortentwicklung unserer eigenen Reformen seit 1997 dar.
Wir gehen davon aus, dass wir auch im Bundesrat entsprechenden Reformen unsere Zustimmung geben werden.


(6) Ausblick

Um den wachsenden Meldezahlen der Mannschaften gerecht zu werden, muss das Hauptziel die Nachwuchsschiedsrichterakquise sein. Des Weiteren will der Schiedsrichterausschuss die Leistungsspitze breiter gestalten. D.h. wir führen den Leistungskader Schiedsrichter wieder ein, in den wir alle potenziellen Schiedsrichter für den DHB und alle Regionalligaschiedsrichter integrieren. Schwerpunkte der vertiefenden Ausbildungsarbeit sollen dabei Regelkenntnis, moderne Regelauslegung, körperliche Fitness und Spielkontrolle sein.

Gleichzeitig wollen wir das Leistungsniveau für die in der Oberliga und Regionalliga Damen zum Einsatz kommenden Schiedsrichter erhöhen. Hier ist daran gedacht, diese zu vier verpflichtenden Schulungen im Jahr einzuladen und intensiver auch theoretisch mit diesen Schiedsrichter zu arbeiten.

In der Schiedsrichterfortbildung ist das Medium Video heute nicht mehr wegzudenken. Daher soll hier nach Beratung durch den DHB das entsprechende Equipment angeschafft werden. Auf Grund des Investitionsvolumens wird dies nicht unbedingt kurzfristig zu realisieren sein, so dass hier auch Schrittweise vorgegangen werden kann.

Im Jugendbereich haben wir bereits einen Lehrstab entwickelt. Die Schulung unserer Spitzenschiedsrichter soll hier nach unserer Meinung auch in mehr Hände gelegt werden, um auch eine Entlastung der hier zu Zeit handelnden Ausbilder, die im Wesentlichen zusätzlich auch im DHB zum Einsatz kommen, zu erreichen. Nach dem Aufbau und der massiven Erweiterung unseres Schiedsrichterkaders seit 1997 soll nun in der Folge auch der Ausbilderkader entsprechend erweitert werden.


Abschließend möchte ich mich bei meinem SRA und dem Nachwuchslehrstab für die vielen geopferten Freizeitstunden auf und neben dem Platz bedanken, ohne die eine konsequente Schiedsrichterakquise und -ausbildung unmöglich wäre.

 

Des Weiteren bedanke ich mich bei meinen Mitstreitern im Präsidium und Verbandsausschuss für die fast ausschließlich konstruktive Zusammenarbeit, bei Angelika Abeln und Gudrun Stry für die immer sehr unkomplizierte und angenehme Kooperation, sowie last but not least bei Eugen Zielinski, der sich Jahr für Jahr dankenswerterweise um die Erstellung der vereinsneutralen Schiedsrichteransetzungen kümmert.

 

Dresden, im März 2008

 

Tilmann Kleppi

Vizepräsident Schiedsrichter

 
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